07. Juni 2024

Kriminelle betrieben Post-Partnerfilialen zur Geldwäsche

Um illegale Gewinne in Höhe von über 60 Millionen Euro zu verschleiern und auszuzahlen, soll eine kriminelle Bande in Hannover und Umgebung mehrere Partnerfilialen der Post betrieben haben. Bei einer Großrazzia in 27 Objekten wurden mehrere mutmaßliche Bandenmitglieder verhaftet.

Post-Partneragenturen zur Geldwäsche und Barauszahlung eröffnet

Laut Polizei und Staatsanwaltschaft soll es sich bei den Betreibern um Mitglieder eines organisierten Netzwerks gehandelt haben, die mit diesen Post-Partneragenturen die Herkunft von illegal erwirtschafteten Gewinnen aus kriminellen Aktivitäten wie Betrugsmaschen verschleiern wollte.

So soll es den Tatverdächtigen über einen längeren Zeitraum gelungen sein, unbemerkt große Bargeldsummen von den Finanzagenten-Konten abzuheben. Da die Postagenturen, wo die Abhebungen erfolgten, von den Verdächtigen selbst betrieben wurden, blieb dies zunächst unentdeckt. Die Behörden sprechen dabei von einer neuen Qualität kriminellen Vorgehens. Denn Bargeldabhebungen in vier- oder fünfstelliger Höhe können aus Sicherheitsgründen eigentlich nur am Bankschalter vorgenommen werden. Zudem müssen Bank-Mitarbeiter in solchen Fällen Fragen zu den Hintergründen der Transaktionen stellen. Doch all das konnten die Verdächtigen umgehen, indem sie sich selbst die Auszahlungen legitimierten.

Kriminelle gründeten Baufirmen zur Tarnung und Verschleierung

Nach bisherigen Erkenntnissen sah das Geschäftsmodell vor, EU-Staatsbürger im Ausland unter einer Legende anzuwerben und sie dazu zu bringen, in Deutschland Bauunternehmen zu gründen und dazugehörige Bankkonten zu eröffnen. Die vermeintlichen Baufirmen selbst vollzogen dabei keine legalen Geschäftstätigkeiten, sondern dienten nur der Verschleierung und dem Transfer von großen Geldsummen. Diese sollen aus illegalen Aktivitäten wie Phishing, Enkeltrick, Internetbetrug, Anlage- und Abrechnungsbetrug sowie aus Steuerhinterziehung erbeutet worden sein. Für die Barauszahlung der illegal erwirtschafteten Gewinne in Höhe von über 60 Millionen wurden dann Partnerfilialen der Deutschen Post eröffnet.

Die Post arbeitet vielerorts mit Partneragenturen zusammen, die sich häufig in Form von Schaltern in Kiosken oder anderen Geschäften wiederfinden. Neben den eigentlichen Postdienstleistungen werden dort teilweise auch bestimmte Finanzdienstleistungen wie Bargeldabhebungen für Kunden der Postbank angeboten.

Bei der Razzia am 23. April, an der auch Beamte der Steuerverwaltung beteiligt waren, wurden u. a. vier Post-Partnerfilialen und ein ehemaliges Notariat durchsucht. Laut Angaben der Staatsanwaltschaft Hannover sollen dabei Vermögenswerte in Höhe von ca. 600.000 Euro beschlagnahmt und Konten sowie Immobilien der Beschuldigten mit einem Gesamtwert von rund 400 000 Euro gepfändet worden sein.

Postbank arbeitet bei Aufklärung eng mit Behörden zusammen

Die Postbank selbst soll bei der Aufklärung des Sachverhalts eng mit den Behörden zusammenarbeiten. In Absprache mit der Deutschen Post wurde außerdem die Vermittlung von Finanzdienstleistungen in den betreffenden Post-Partneragenturen eingestellt. Die Postbank soll schon vor zwei Jahren verdächtige Kontobewegungen bemerkt und seit Mai 2022 immer wieder Geldwäscheverdachtsmeldungen an die Behörden geschickt haben.

Aktuell wird scheinbar gegen insgesamt 15 Beschuldigte im Alter zwischen 22 und 70 Jahren ermittelt. Ihnen werden Straftaten wie Geldwäsche, Betrug und Steuerhinterziehung vorgeworfen.

In der Anwaltskanzlei Lenné vertreten wir unsere Mandanten auch in strafrechtlichen Verfahren. Wenn Ihnen eine Straftat vorgeworfen wird, nehmen Sie schnellstmöglich Kontakt mit uns auf und lassen Sie sich von uns zu Ihrem Fall beraten.

Claudia Lenné
Claudia Lenné

Rechtsanwältin aus der Anwaltskanzlei Lenné.
Rechtsanwältin Lenné ist auch Fachanwältin für Bank- und Kapitalmarktrecht.

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